ERGO Baby Omni 360 – Produkttest

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An erster Stelle möchten wir der Firma ERGO Baby Deutschland für das Vertrauen in unser Urteilungsvermögen als Trageexperten danken. Es hat großen Spaß gemacht Teil von diesem erlesenen Testerteam zu sein. Natürlich möchten wir unsere Erfahrungen mit euch teilen, die wir sowohl bei unserem „Motto“ Tragetreffen als auch in den Beratungen machen durften.

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Unboxing

Das gute Stück kam in einem hochwertigen Karton mit einem lustigen Henkel bei uns an (Ja. Für manche Menschen ist das tatsächlich ein äußerst wichtiger Aspekt…). Ich gebe zu: Es hat direkt Spaß gemacht das Teil wie ein Handtäschlein an eben diesem Henkel in mein Beratungszimmer zu transportieren. Weniger amused war ich allerdings bei der Tatsache, dass direkt auf der Packung – wenn auch nur in Kleinformat – ein „face out“ Tragebild zu sehen war. DAS MÖGEN WIR TRAGEBERATERINNEN NÄMLICH GAR NICHT. Nein. (Warum ihr das nicht machen solltet: KLICK). Ich bin mir ziemlich sicher, dass auf dem amerikanischen Produkt das Teil in Großformat drauf ist. Verkaufen sich Carrier mit solch einem Werbefoto wirklich so viel besser?!?!?!? Wenn schon Mc Donalds sein Burgersortiment auf das jeweilige Land abgestimmt auf den Tisch bringen kann, dann (Achtung: Tipp!) wäre das doch für so einen Großkonzern wie Ergo doch sicherlich kein Problem dieses Bildchen für den europäischen Markt raus zu nehmen, oder?

Erster Eindruck

Einmal ausgepackt bin ich vom Omni 360 positiv überrascht. Der robuste Canvasstoff ist in einem stylischen olivgrünen Uniton gehalten. Dieses simple, edle Design passt zu Allem und Jedem ohne dabei aufdringlich zu wirken. Das  spricht bestimmt auch die potentiellen Tragepapas an. Warum auch nicht. Der Stoff ist allerdings nicht annähernd so kuschelig wie ein diagonalelastisch gewebter Stoff aus dem die Tragtücher gefertigt werden. Der Canvas Stoff trägt sich aber auf jeden Fall noch ein. Das kann ich aus Erfahrung mit dem ERGO Classic sagen, welcher schon seit Beginn meiner Beratungstätigkeit in meinem Sortiment zu finden ist. Mir persönlich sind generell die Full-Buckle Carrier die mit endlosen Gurtbändern ausgestattet sind, den unhandlichen Bauchgurten und den voluminösen Trägerpolsterungen zu wuchtig. Dennoch sind Tragehilfen mit Schnallensystem in Beratungen als unkomplizierte Tragelösung beliebt und haben natürlich somit ihre Daseinsberechtigung innerhalb der Trageberatung – fernab von persönlichen Vorlieben. Ein bisschen subjektiv ist man ja immer. Mal sehen wie sich seine Trageeigenschaften so machen, denn auf diesen Komfort für Eltern und Kind kommt es an.
 
Details:

 

Auf links gedreht

Fangen wir unten beim ergonomisch geschwungenen Hüftgurt an. WOW Ergo Baby! Sehr bequem. Der erste Pluspunkt ist euch sicher. Oft haben Schnallensysteme ihre Schwachstelle am Gurtband, welches gerne auf Höhe der empfindlichen Lendengegend einschneidet. Durch das intelligent geschnittene zusätzliche Polster ist der Lendenbereich optimal gestützt. Bei ausnahmslos allen Tester/innen kam dies sehr gut an.
Das Gurtband sowie die Plastikschnallen sind sehr wertig (sogar mit eigenem eingeprägtem Logo) und lassen sich „out of the box“ sehr einfach schließen und öffnen. Das ist wichtig, wenns man schnell gehen muss. Und noch wichtiger: Das gibt ein gutes Gefühl von Sicherheit. Leider stehen diese bei „Durschschnittskonfektionsgrößen“ ziemlich ab. ein klassischer Fall von: Passt oder passt eben nicht.
Mit einem großflächigem Klett kann man vorne eine Tasche für allerlei Gedöns anbringen. Es ist genug Platz darin vorhanden und ist weder zu groß noch zu klein. Alle Teilnehmer/innen mochten sie gerne. Sie stört überhaupt nicht – optional ist sie leicht abzunehmen
Bei der Stegeinstellung merkt man hingegen sofort, dass diese Tragehilfe primär für Ersteltern konzipiert wurde. Auch hier kann ich Pluspunkte für das einfache Handling vergeben. Der Klett ist verschiedenfarbig markiert und je nach Altersstufe ist der Steg stufenlos einstellbar. Man muss sich nicht innerhalb der eingezeichneten farbfelder bewegen, sondern kann nach Belieben variieren. Gleicheres gilt für den Beutel. Am oberen Rand sind dort Knöpfe angebracht. Mit diesem Winkel kann sogar die Form des Beutels bestimmt werden. Klasse! Was mir hier weniger gefällt ist die Tatsache, dass der Beutel gepolstert ist – warum?!? Da macht den Beutel zusätzlich zu den dreifachen Nähten wuchtig und für Neugeborene und kleinere Babys nicht sehr anschmiegsam. Minuspunkt. Schade. 
Rückenpanell: Neu ist, dass man die Träger (endlich!) abklicken und sie somit gut über Kreuz tragen kann. Einigen Eltern ist diese Variante bequemer. Somit fällt auch das lästige schließen der Verbindungsschnalle hinten weg. Amen. Die kleinen Sicherheits-Steckschnallen sind ebenso sehr hochwertig und lassen sich nicht so leicht öffnen. Gut so. Die Schnalle liegt nicht unmittelbar auf dem Träger drauf, sondern ist nochmal mit einem Stück Stoff unterlegt – cool. Die Position ist vorgegeben. Beim Test hat sich herausgestellt, dass gerade die Kleinen dadurch beim festzurren an den Tragenden gedrückt werden. Das haben andere Hersteller deutlich besser gelöst. Ebenso ist die Höhe des Rückenteils vorgegeben. Für mich ist die Tragehilfe somit eindeutig für kernige Babys frühestens ab 5 Monaten geeignet (je nach Körperbau). Zarte Neugeborene und kleine Babys haben mir bei keinem der Tester-Tragepaare im Ergo Omni 360 gut gefallen. 
Schultergurte: Diese haben eine angenehme Dicke und auch Breite (nicht zu wuchtig). Wie weiter oben bereits erwähnt sitzen diese allerdings nicht bei jedem Tragenden ideal. Das Gurtband ist ausreichend lang, so dass man keinerlei Verlängerungszubehör kaufen braucht. Die bereits erwähnte Verbindungsschließe hinten kann man dank der Träger easy in Position bringen – nice! Bei Konkurrenzprodukten ist dies oft nicht der Fall. Leider muss ich einen essenziellen Kritikpunkt anbringen. Die Trage hat keine Verkürzungsschnallen am vorderen Trägerteil (oder eine andere Lösung). Schade. Leider ein ganz dicker Minuspunkt. Ausnahmslos ALLEN Teilnehmern bis Kleidergröße 42/44 stehen die Träger massiv ab. Bei meiner lieben Kollegin Irina (Kleidergröße 34/36) war dies besonders auffallend. Dementsprechend können die Träger wenig Gewicht aufnehmen, da sie kaum körpernah zu positionieren sind. Buh.
Kopfstütze: Wirkt knubbelig und einfach „reingestopft“. Das hat mir bei ausnahmslos allen ERGO Baby Modellen schon nicht gefallen. Der Mehrwert des gepolsterten oberen Teils entpuppt sich erst bei größeren Traglingen ab ca. 74 cm als sinnvoll. Als Kopfstütze würde ich das Teil nicht bezeichnen, sondern eher zur Verlängerung des Rückenteils. Bei kleinen Babys stört das.

Wichtige Zwischenmeldung: Mit großer Freude habe ich gerade von einer Mitarbeiterin erfahren, dass der tolle Hüftgurt nun zukünftig alle Ergo Modelle schmücken soll. Yuhu!

Praxistest

An erster Stelle möchte ich erwähnen, dass man nicht alle Tragepositionen, die hier möglich sind (Stichwort: 360) nutzen muss. Wer kein „Front Facing“ tragen mag – der muss es auch nicht tun. Selbstverständlich habe ich mich bei ERGO in den Dialog gestürzt. Die Erklärung als Option als „therapeutische Möglichkeit“ ist mir zu defensiv kommuniziert. Ausnahmslos alle Tester/innen haben diese Position abgelehnt. Nope Ergo. Auch für Kinder ab 5 Monaten ist das nicht zu empfehlen…
Eine Hüfttrageposition ist durch das umstecken der Schnallen nun möglich. Theoretisch. Viele fanden diese Position auf Grund der abstehenden Trägern auch unmöglich zu tragen. Der Steckvorgang an sich wurde als sehr aufwendig bewertet. I agree.
Rückentragen: Durch den ergonomisch geschwungenen Hüftgurt ist hohes Rückentragen nur unter erschwerten bedingungen möglich (aber nicht unmöglich!). Die Träger nehmen allerdings null Komma gar kein Gewicht auf. Wie denn auch… sie stehen ja meilenweit ab. Und ich habe nur eine Durschnitts-Größe-38. Hier sehe ich noch deutliches Verbesserungspotential.

Fazit

Für Neugeborene ist der ergo Omni360 zum einen durch das Material und zum anderen durch die ungünstige Schnallenposition nicht geeignet. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel (sonst wären wir Beraterinnen ja arbeitslos). Interessant wird die Tragehilfe ab Gr. 68-74. Der Steg ist bis zu einer kleinen Gr. 86 verstellbar. In dieser Zeit ist die Trage sehr gut nutzbar. Vorausgesetzt die Körperproportionen von Träger und Tragling passen zum System. Ab Gr. 86-92 hängen die Beinchen stark nach unten. Unsere größte Trageline hat eine Körpergröße von 98 cm. Sie war definitiv zu groß. Der Steg nicht ausreichend, das Rückenteil hätte aber gereicht!
Für einen stolzen Verkaufspreis von 189 € muss man für sich abwiegen, ob sich die Investition lohnt.
 


Getestet und geschrieben hat für euch: Stefanie
Natural Beauty: Irina Bahouri 

 

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